An Schweizer Schulen wird der Internet-Zugang jederzeit umfassend überwacht, wenn sie die Initative «Schulen ans Internet» von Swisscom nutzen. Nach Angaben von Swisscom verwenden 6’800 Schulen mit 100’000 Lehrerinnen und Lehrern sowie einer Millionen Schülerinnen und Schülern diesen Weg ins Internet.
Der Internet-Zugang wird überwacht um unerwünschte Inhalte filtern zu können. Da ein solches Filtern bei verschlüsselten Verbindungen wie beispielsweise einer standardmässigen Google-Suche oder einem Webmail-Zugriff nicht möglich ist, hebelt Swisscom in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmem Zscaler die Verschlüsselung aus. Sie verwendet dafür einen so genannten Man-In-The-Middle-Angriff (MITM-Angriff) mit gefälschten SSL-Zertifikaten und manipuliert die verwendeten Browser so, dass diese nicht vor der Überwachung warnen können. Normalerweise greifen Kriminelle und Geheimdienste zu solchen Methoden.
Mit ihrer umfassenden Überwachung – Lehrer und Schüler werden, wenn überhaupt, nur ungenügend darüber informiert – untergraben Schweizer Schulen und die staatliche Swisscom das Vertrauen in verschlüsselte Verbindungen im Internet. Sie kapitulieren ausserdem vor der pädagogischen Grundaufgabe, Schülern einen eigenverantwortlichen und freien Umgang mit dem Internet zu vermitteln.
Berichterstattung:
- Die Swisscom hört Schulen ab (Schule Social Media)
- Umfassende Internet-Überwachung an Schweizer Schulen (Steiger Legal)
- Das schulische Content-Filter-Dilemma (Beat Döbeli Honegger)
- Swisscoms «Schulen ans Internet» im Visier – «Daten verlassen die Schweiz zu keinem Zeitpunkt» (Neue Zürcher Zeitung, NZZ)
Bild: Swisscom-Leitfaden zum Einrichten von gefälschten Zertifikaten (PDF).