Täglich werden Ideen verbreitet, Bücher geschrieben, Forschungsarbeiten verfasst und analysiert. Eine globale Debatte mit Visionen können aber nur Wenige anstossen. Die Autoren und Urheber dieser Ideen prägen andere Menschen und verhelfen denen zu weiteren Ideen und Visionen. Dank dem Internet verbreiten sich gute Ideen schnell; jedoch gehen diese Ideen genau so schnell im Dickicht von Artikeln, Tweets und Websites unter.
Der MIT-Forscher Peter Gloor hat in Zusammenarbeit mit dem Thinktank Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) eine umfassende Netzanalyse vorgenommen, die der Tages-Anzeiger exklusiv aufbereitet hat. Das Multimediaspecial «Thought Leaders 2014: Die einflussreichsten Vordenker» zeigt auf, wessen Ideen im Internet bestehen und wessen Worte auch Einfluss ausserhalb des eigenen Forschungsgebiets haben.
Es gilt aber auch die Relevanzfrage zu dieser Studie zu stellen, denn die Rangliste führen Persönlichkeiten an, über die im Internet diskutiert wird. Ein Kriterium war beispielsweise auch, ob die Person einen Wikipediaeintrag (in möglichst vielen Sprachen) hat. Papst Franziskus hat in jeder erdenklichen Sprache eine Wikipedia-Seite und twittert in verschiedenen Sprachen. Daher erstaunt es auch nicht, dass der Papst den ersten Platz als «Thought Leader» innehält. Trotz der Kritik ist die Zusammenstellung der Vordenker spannend anzuschauen; besonders wenn man die deutschsprachigen Länder mit dem weltweiten Ranking vergleicht.
Nebst Wissenschaftlern, Philosophen und Schriftstellern, haben sich unter die 100 Vordenker auch ein paar Informatiker gemischt.
- So ist Tim Berners-Lee, Erfinder von HTML und Begründer des Internets weltweit auf dem zweiten Platz gelandet, in den deutschsprachigen Ländern jedoch nur auf den 12. Platz.
- Raymond Kurzweil ist «Director of Engineering» bei Google und gilt als Pionier der optischen Texterkennung (OCR) und der Text-to-Speech-Technologie, also dem vorlesen von Texten. Kurzweil befasst sich auch mit der Singularität von technischen Systemen. Raymond Kurzweil belegt weltweit den 19. Platz.
- Jaron Lanier liegt weltweit auf dem 34. Platz. Lanier vermarktete in den 90er Jahren die ersten Virtual-Reality-Anwendungen. Heute gilt ist er bedeutender Technik-Philosoph, mit Ideen die immer wieder anecken.
- Edward Snowden verdanken wir tausende Dokumente der amerikanischen und britischen Geheimdienste, die aufzeigen mit welchen Mitteln die Dienste unsere Privatsphäre aushöhlen. Global kommt Edward Snowden auf den 47. Rang. In den deutschsprachigen Ländern kommt er aufs Podest – mit dem dritten Platz.
- Bruce Schneier ist ein renommierter Experte für Computersicherheit und Kryptographie. Schneier entdeckte Zufallsgeneratoren, die vorhersagbar waren. Wahrscheinlich wurden diese Sicherheitslücken im Auftrag der Geheimdienste entsprechend angepasst. Er engagiert sich unter anderem dafür, dass Sicherheitslücken im Interesse der Allgemeinheit öffentlich gemacht werden sollten, statt damit Staatstrojaner zu entwickeln. Schneider belegt den 57. Platz.
Das ganze Ranking «Thought Leaders 2014: Die einflussreichsten Vordenker» ist in einem Multimedia-Special des Tagesanzeigers zu finden.
Das Gottlieb Duttweiler Institute hat 2014 bereits eine Studie unter dem Titel «Die Zukunft der vernetzten Gesellschaft» herausgegeben, welche die Beschränkung der Netzneutralität nicht als Problem sieht. Wir haben uns dazu ausführlich in einem Blogbeitrag geäussert.