Winterkongress 2019

Ethik, Wissenschaft & Gesellschaft
Vortrag Einstieg

Do Androids Dream of Sex? Geschlecht in kulturellen Repräsentationen von künstlichen Entitäten

Morgane Ghilardi

um  13:30im Raum  Erkerzimmer (1. OG)für  30min

Science-Fiction fungiert als Brücke zwischen technologischer Realität und Fantasie – ein Attribut, welches die Texte dieses Genres dem Cyborg angleichen, jenem Gebilde, welches nach Donna Haraway als Sinnbild der Hybridität dient. Das Potential dieses Sinnbildes liegt in der Überschreitung und Verwässerung von Grenzen zwischen Kategorien, die im Humanismus stark dualistischen und hierarchisierenden Dynamiken unterlegen sind: Organismus/Maschine, Natur/Kultur, Männlichkeit/Weiblichkeit, Körper/Geist etc. Zugleich eine Metapher und eine Realität, verweist der Cyborg selbstreflexiv auf die Wechselwirkung zwischen wissenschaftlichen und kulturellen Diskursen. Die Realität und Fiktion künstlicher Entitäten sind unwiderruflich miteinander verwachsen, da Geschichten von artifiziellen Körpern und Geistern deren Erzeugung vorangehen.

Eine Analyse jener kulturellen Texte, die sich mit Androiden und künstlicher Intelligenz auseinandersetzen, weist auf, dass Geschlecht und Sexualität zentrale Konzepte in deren Konstruktion und Darstellung sind. Gleichzeitig sind auch technologisch-wissenschaftliche Prozesse und Diskurse nicht frei von Geschlechtlichkeit, da sie Kategorien nicht nur widerspiegeln, sondern auch produzieren. Deshalb muss eine Analyse von künstlichen Entitäten in Film, Literatur und Videospielen sich jenes Feedback-Loops bewusst sein, der zwischen Kultur und Technologie besteht, und fragen, wann diese Verhältnisse bestätigt werden, und wo Potential besteht, andauernde Machverhältnisse und Konzeptionen, die einem binären Geschlechtsverständnis entsprechen, zu hinterfragen, bzw. zu untergraben.

Teil dieses Unterfangens besteht darin, die textuelle und mediale Selbstreflexivität zu untersuchen, denn Repräsentationstechnologien und Repräsentationen von Technologie können nicht als separate Prozesse gedacht werden. In ihrem Kern liegt die Künstlichkeit, welche das metaphorische Fundament in der Verhandlung ontologischer und phänomenologischer Unsicherheiten rund um Menschlichkeit und Geschlechtlichkeit bildet. Sind künstliche Körper bloss Metaphern, welche ein binäres Verständnis der (In-)Kohärenz zwischen Natur und Kultur, Körper und Geist, biologischem und kulturellen Geschlecht aufrechterhalten? Oder werden künstliche Kreation erst durch ihr mimetisches Wesen verständlich, und dadurch akzeptiert und produziert?

In meiner Präsentation möchte ich durch eine Analyse von Filmen aus den letzten Jahren illustrieren, wie im kulturellen Diskurs Ängste vor Kontrollverlust und Handlungsunfähigkeit an der Geschlechtlichkeit festgemacht werden, spezifisch am weiblichen Körper.

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